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Über Freiheit & Social Media-Life-Balance

Das Wort „frei“ in meinem Username habe ich gewählt, weil ich in meinem Leben noch nie einem Standard entsprochen habe. Selbst als Kind nicht. Meine Art und meine Denkweise waren schon immer anders. Zum Thema Freiheit bekomme ich oft zu hören: „Wer ist heute schon frei?“ Und ja, ich kann dem auch teilweise zustimmen. Trotzdem ist jeder nicht nur seines „Glückes“, sondern auch seiner „Freiheit“ Schmied. Mir ist es gerade jetzt und auch für die Zukunft in diesem Land wichtig, Freiheit zu schaffen. So unabhängig wie möglich zu bleiben und sich zur Not auf ein Aussteigerleben vorzubereiten. Mental, aber auch praktisch.


Das bedeutet, zu wissen, wie man sich selbst ernährt, Heilmittel in der Natur findet und herstellt, wie man Hütten baut, Feuer macht, Land- und Tierwirtschaft betreibt. Für manche klingt das lächerlich, aber wer kann heute von uns Normalos behaupten, zu wissen, was morgen, in fünf Monaten oder gar in zehn Jahren passiert?


Und wenn wir schon bei diesem Thema sind: Die Gesellschaft in Deutschland ist gespalten. Erneut. Als „freidenkender“ Mensch wird man also schnell, oft viel zu schnell, innerhalb von Sekunden abgestempelt. Wenn du in keine Schublade passt, bist du komisch. Und selbst wenn du dir Mühe gibst, in die Gesellschaft zu passen, wirst du kritisiert. Weil du dir einen normalen 9-to-5-Job suchst, weil du arbeitslos bist, weil du Freelancer bist, weil du Kinder hast, weil du keine Kinder willst, weil du deinen Partner gerne verwöhnst, weil du als Frau zu stark bist, weil du als Mann zu schwach bist, weil du genderst oder eben auch nicht, weil du zu dick oder zu dünn bist, weil du Avocados magst oder ein Rindersteak. Verrückt. Wo ist die Freiheit geblieben, urteilsfrei sein Leben im häuslichen Rahmen selbst zu gestalten?


Die Antwort: Du wirst diese Freiheit von niemandem bekommen. Keiner schenkt sie dir. Du musst sie dir nehmen. Nenn mich egoistisch, ist ok!


Und hier kommt Social Media ins Spiel. Denn nicht nur die Kinder und Jugendlichen lassen sich von diesen Plattformen beeinflussen, auch wir Erwachsene reagieren auf das, was wir sehen und glauben. Dabei ist und bleibt Social Media ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite haben wir einen Austausch: Man findet seine „Bubble“, Menschen, die gleich oder ähnlich gesinnt sind, mit denen man eventuell öfter schreibt und sich sogar anfreundet. In manchen Fällen geht es so weit, dass man sich im echten Leben trifft und wunderbare Freundschaften entstehen. Diese Seite der Plattformen liebe ich.


Wenn wir aber mal schauen, welche Masse an Content geteilt wird, wie manche Kommentarspalten aussehen und wie viele Menschen in diesem Sinne „öffentlich“ an den Pranger gestellt werden… da hört’s meiner Meinung nach auf.


Schenken wir den Gesundheits-„Gurus“ Glauben, sind wir alle morgen tot, so wie wir leben. Du darfst nicht mal mehr den Apfel aus dem Laden kaufen, der ist ja gespritzt und vergiftet und ist am Ende sowieso kein Apfel mehr (und ja, so ein Video wurde mir tatsächlich ausgespielt). Die Umstände und Misslagen in der Lebensmittelindustrie möchte ich gar nicht abstreiten: zu viel Zucker, zu viel Plastik, zu viele unnötige Zutaten. Ist mir völlig bewusst.


Aber wusstest du, dass diese Misslage in der Lebensmittelherstellung nur nötig ist, weil wir alle so „verfressen“ sind und massenhaft gefüllte Läden brauchen, mit beinahe zu perfekten Lebensmitteln, um als Konsument zufrieden gestellt zu sein? Logisch, dass Zucker und Mehl als Füllstoff für Geschmack und Konsistenz genutzt werden. Logisch, dass die meisten Lebensmittel in Massen produziert werden und an der Stelle mit Pflanzenschutzmitteln und Medikamenten gearbeitet werden muss, um den Ertrag so hoch wie möglich zu halten. Logisch, dass Pflanzen und Tiere nicht mehr in ihrem Ursprungszustand gezüchtet werden, sondern als Hybride, die wirtschaftlicher sind.


Den Menschen aber derart Angst zu machen, ist nicht fair. Auch hier gilt: Aufklärung bringt uns weiter, Angst schüren und Verbotslisten aufstellen nicht. Der Mensch sollte in seinem eigenen Ermessen entscheiden, was er konsumiert und was nicht. Keiner hat das Recht, darüber ein Urteil zu fällen oder dementsprechend anzuprangern. Dieser Hass ist Produkt eines Luxusproblems. Wer selbst Hunger leidet, würde den anderen nicht verurteilen, wenn er ein Kaninchen fängt, häutet und grillt.


„Du solltest … du darfst nicht … du bist dumm, weil …“

Pures Gift für unsere Freiheit.


Und diese Art Content gibt es nicht nur im Ernährungs-, Fitness- und Gesundheitsbereich. Ich finde es erschreckend, wie viel Erziehungs-„du sollst“– und „du sollst nicht“-Content es gibt. Dass frisch gebackene Eltern davon überfordert sind und dabei Angst haben, etwas falsch zu machen, ist völlig logisch. Und ich spreche hier nicht von Hebammen- und Krankenschwestern-Content, der durchaus unglaublich hilfreich sein kann. Ich schreibe hier über die Mütter und Väter, die sich in den Kommentarspalten beleidigen und zerfetzen. Gegenseitig. Obwohl sie alle versuchen, ihren Kindern das Beste zu bieten.


Wir Menschen haben unterschiedlichste Werte und geben diese an die nächste Generation weiter. Wie traurig wäre es, wenn wir alle die gleiche Erziehung genossen hätten? Wie spannend wäre es dann noch, eine neue Bekanntschaft zu machen? Diese unterschiedlichen Lebensweisen, Weltansichten und Werte machen uns doch erst interessant.


Ich dachte, meine Branche: Natur, Garten & Co. wäre eine friedliche Branche. Aber nein, auch hier wird in den Kommentaren geprangert, beleidigt und auf niedrigstem Niveau diskutiert. Gott sei Dank seltener. Anfangs ist mir das nicht aufgefallen, aber je mehr man sich mit der Community auseinandersetzt, desto öfter stellt man fest, dass es nur Schwarz oder Weiß gibt. Wenig bis keinen Raum für eine echte, diplomatische Diskussion.


Es ist meiner Meinung nach auch ein Unterschied, ob jemand belustigende, inspirierende, aufklärende und sachliche Videos macht oder einen genervten Ton anschlägt und 3:15 Minuten darüber predigt, wie scheiße und schlimm doch dies und das ist. „Wer hat dir erlaubt, deine geladene Energie bei mir loszulassen?“ Das denke ich mir und schließe die App in derselben Sekunde. Ich öffne sie noch einmal, um der Person zu entfolgen.


Ja, Social Media ist ein Ventil. Und ja, man kann auf den Plattformen viel lernen. Aber leider spaltet uns auch dieses Tool. Die Menschen können hier viel leichter tippen, als sie im Real Life sprechen könnten. Sie filmen sich selbst und haben nicht das Gefühl, dass sie vor 12.596 Menschen stehen und sprechen. Da wird leicht verurteilt oder Sätze wie „du solltest“ oder „du solltest nicht“ ausgesprochen.


Das sind die Gründe, warum ich persönlich Social Media aktuell weniger benutze: Hass, Bestimmung, Mobbing, Übergriffe mentaler Art. Deswegen ist eine Social-Media-Life-Balance sehr wichtig. Wer das Tool richtig zu nutzen weiß, ist vielen Menschen weit voraus. Wer sich schnell beeinflussen lässt und sich eventuell sogar in seiner Freiheit durch vermeintliche Spezialisten und halbseidene Informationen einschränken lässt, sollte über die Nutzungsdauer und die Art des konsumierten Inhalts nochmal nachdenken.


Zum Abschluss möchte ich noch erwähnen, dass das Bewusstsein für die Entstehung einschränkender Beiträge und missbilligender Kommentare unter den Usern gestiegen ist. Vermehrt sieht man Kommentare, die lobend, bestärkend, liebevoll und aufbauend sind. Ich sehe, dass sich User dafür entscheiden, zum Schutz lieber ein privates Profil zu benutzen, statt ein öffentliches. Ich sehe, dass Negativität weniger Raum bekommt. Dass Follower ihre Leader verteidigen und in Schutz nehmen. Damit kommt ein Stück Entfaltung und Freiheit zurück. Das ist ein Trend, den wir wirklich verfolgen sollten. Solange wir die Freiheit in diesem Sinne noch haben.

 
 
 

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